Der Kurs „Darstellen und Gestalten“ der Jgst. 8 besuchte die Bielefelder Kunsthalle
Passend zum Jubiläum der Stadt hat die Kunsthalle ein Thema aufgegriffen, das Bielefeld historisch intensiv beschäftigt hat: Textilien. Hier geht es um den künstlerischen Umgang mit Stoffen und Garnen. Die Schülerinnen und Schüler des DG-Kurses erlebten unter der kundigen und lebhaften Führung von Hülya Sama einen Gang durch die Geschichte der Textilkunst vom Bauhaus bis heute.
Besonders beeindruckt war der Kurs von dem Werk, das die beiden Etagen – die ältere und neuere Phase der Textilkunst – miteinander verbindet. Es stammt von Sheila Hicks und heißt „Cascade Turquoise“. Es erinnert an Quasten einer Gardine, an verzierte Pferdeschweife, an einen riesigen Mopp oder an zusammengebundene Haare und kommt auf dem Holz der Kunsthalle besonders gut zur Geltung.
Eine Schülerin berichtet vom Museumsbesuch: „Am gestrigen Abend konnten wir viele Kunstwerke verschiedener Frauen betrachten. Jede Frau hatte eine andere Art zu weben. Einige Künstlerinnen haben es im Bauhaus in Weimar gelernt, einer Kunstschule. Ich persönlich fand das Werk einer japanischen Künstlerin sehr interessant. Zur Geschichte dieser Frauen wurde erzählt, dass sie nicht solche Chancen hatten wie die Frauen heute. Gunta Stölzl war die erste Frau, die einen Wandteppich im Bauhausstil webte. Zwar spricht das Muster des Teppichs nicht so sehr die Jugend von heute an, aber ich persönlich war ganz hin und weg von dem Muster. Viele Frauen haben ihre Gedanken in ein Kunstwerk eingebracht, Eine andere Künstlerin webte für jeden Urlaubsort, an dem sie war, einen anderen Teppich.“
Aiko Tezukas Wandbild „Rewoven, 2005, Stoff und Holzrahmen“ erregte die Aufmerksamkeit des Kurses. „An der Kunstführung hat mir am besten das Gemälde mit dem recycelten Stoff gefallen, denn die Künstlerin hat sich etwas Originelles überlegt. Im Alltag denkt man nämlich nicht so oft an solche Sachen wie Recycling, deshalb war es umso schöner, dass wir in der Kunstausstellung darauf aufmerksam gemacht wurden.“ Die Künstlerin hat zwei alte Stoffe als Rand verwendet, deren aufgeribbelte Fäden sie als Kett- und Schussfäden nutzte, und in der Mitte eine karoartige Decke mit langen Fransen gewebt.
Auch die Technik Nähen fand Anklang. „Vor allen Dingen fand ich die Bilder einer Künstlerin, die einfach ohne Plan in einen Stoff genäht hat, sehr inspirierend“, schreibt eine Schülerin. Eine andere meint: „Was mich am meisten beeindruckt hat, war Emin Tracey, die ihre Eindrücke, Gedanken und Gefühle des Tages in ein Stoffbild umgeformt hat.“ Die Künstlerin aus London benutzt dazu Buchstaben, die sie aus Stoff ausschneidet, zu Sprüchen zusammenfügt und auf eine große Decke appliziert.
Eine andere Schülerin schreibt zu Erzen Shkolollis Patchworkarbeiten, die dieser im Alter von 15 Jahren angefertigt hat: „Es wurden Emotionen hineingebracht, die man in dem Bild sehr gut nachvollziehen konnte. Zum Beispiel hat ein Junge, der im Jugoslawien-Krieg sehr viel Angst hatte, sich im Keller versteckt und angefangen, mit Stoffresten seine Gefühle auszudrücken. Er hat versucht, Gräber darzustellen, die mit Blutflecken versehen waren. … Er war traumatisiert und hat seine Geschichte in dieses Bild gebracht.“ Eine Klassenkameradin ergänzt: „Auf dem Bild sieht man auch eine Mutter mit einem besorgten Gesichtsausdruck und in einer hilflosen Position."
Hier gab es reichlich Inspiration für den Unterricht, in dem das Nähen eines Beutels von Hand und das Weben eines Wandbildes Thema sein werden.