Berichte und Fotos unseres Schülerreporters vom Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln

Plakat zum DEKT in Köln 2007Der Deutsche Evangelische Kirchentag in Köln ging am Sonntag, 10.6.2007, zu Ende. Unser Schülerreporter Fabian Grevelding aus der Jahrgangsstufe 12 berichtete live von den Veranstaltungen, die er besucht hat.

Hier können Sie lesen, wie er sich vorbereitet hat.

Alle seine Berichte finden Sie jetzt auch mit Fotos.

07.03.2007

31. Deutscher Evangelischer Kirchentag Köln 2007 – Westfälischer Landesausschuss informiert sich vor Ort über den aktuellen Planungsstand für den Kirchentag

Die Kirchentagsschülerreporter Fabian Grevelding und Isabel Schröder

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Kirchentagsschülerreporter Fabian Grevelding und Isabel Schröder (Hans-Ehrenberg-Gymnasium) vor der Kirchentagszentrale in Köln

Vom 23. bis zum 25. Februar 2007 trafen sich die Kirchentagsvertreter/innen des westfälischen Landesausschusses für den Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEK) in Köln. Als Schülerreporter konnte ich am gesamten Programm teilnehmen und sowohl Einblicke hinter die Kulissen als auch einen guten Vorgeschmack auf den Kirchentag vom 6. bis zum 10. Juni 2007 bekommen.

Kölner DomUnter dem Motto „Lebendig und kräftig und schärfer“ (Hebr 4,12) erwartet die Besucher im Juni ein volles Programm:

Am Mittwoch (6.6.) wird nach den Eröffnungsgottesdiensten, die gleichzeitig von 17.30 bis 18.30 an drei verschiedenen Orten gefeiert werden, der schon traditionelle „Abend der Begegnungen“ stattfinden, der von der gastgebenden Evangelischen Kirche im Rheinland gestaltet wird: Ein Straßenfest der Superlative, bei dem auf 13 Bühnen in der Kölner Innenstadt Künstler aus verschiedensten Bereichen auftreten werden und die Gelegenheit besteht, viele andere Kirchentagsteilnehmer/innen kennenzulernen. Ein Highlight dabei dürfte eine Komposition sein, bei der Posaunenchöre aus ganz Deutschland entlang des Rheinufers spielen werden.

Neben den Tagzeitengebeten und Bibelarbeiten von Künstlern, Politikern, Journalisten und Theologen wird es von Donnerstag (7.6.) bis Samstag (9.6.) ein vielfältiges kulturelles, geistliches und thematisches Programm geben:

Bei bekannten Künstlern wie den Wise Guys, die auch den Schlussgottesdienst musikalisch mitgestalten, den Bläck Fööss, Giora Feidman, der gemeinsam mit Musikern aus verschiedenen Weltreligionen ein interreligiöses Konzert geben wird, und vielen anderen Größen aus Jazz, Gospel, Kabarett, Pop und Rock sollte gute Unterhaltung garantiert sein.

Damit auch thematisch für jeden etwas dabei ist, wird es verschiedene Zielgruppenzentren geben. Für junge Leute dürften vor allem das Zentrum Jugend, bei dem man u.a. einen „Liebesführerschein“ machen werden kann, ein großes Open-Air-Kino sowie Möglichkeiten zur Begegnung mit den über 1000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus aller Welt im Alter von 16-25 Jahren, die in einem internationalen Jugendcamp am Rhein wohnen und ebenfalls beim Zentrum Jugend vertreten sein werden, interessant sein. Die Auseinandersetzung mit dem gleichzeitig stattfindenden G 8-Gipfel in Heiligendamm und dem Themenbereich Globalisierung wird nur ein inhaltlicher Aspekt sein, um den es beim Kirchentag gehen wird.

Köln zeichnet sich durch die kurzen Fußwege zwischen den Veranstaltungsorten und einem zentral gelegenen Messegelände aus, auf dem viel Platz für Veranstaltungen aller Art ist. Besucher/innen des Kirchentages sind sowohl in den 5 evangelischen als auch in den 22 katholischen Kirchen in der Kölner Innenstadt willkommen.

Zentren für den muslimisch-christlichen und den jüdisch-christlichen Dialog werden sich dem friedlichen Miteinander der Religionen widmen und sind nur 2 Beispiele dafür, dass Menschen mit den unterschiedlichsten Auffassungen beim Kirchentag zusammenkommen und ihre Meinungen sachlich und fair austauschen können.

Der Höhepunkt des gesamten Kirchentages dürfte der Schlussgottesdienst auf den Poller Wiesen sein, zu dem am Sonntag (10.6.) 100.000 Teilnehmer/innen erwartet werden und der auch live in der ARD und in Kölner Kirchen übertragen wird.

Fahnen vor der Kirchentagszentrale in Köln mit Blick auf den RheinAb dem 16. März wird das gesamte Programm für den Kirchentag im Internet unter der offiziellen Homepage http://www.kirchentag.net abrufbar sein.

Kirchentagszentrale in Köln mit dem Logo und Motto des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages Teilnehmer/innen, die sich bis zum 30. März anmelden, können während des Kirchentages in Privat- und Gemeinschaftsquartieren wohnen, die vom Kirchentag vermittelt werden. Die meisten Gemeinschaftsquartiere werden in Schulen sein, wo 10-16 Personen in einem Klassenraum schlafen werden; dabei ist Frühstück inklusive.

Der DEKT in Köln bietet Gelegenheit, bereichernde Erfahrungen für den Glauben zu sammeln, mit anderen Menschen aus Deutschland und der ganzen Welt zusammenzukommen, einzigartige Gemeinschaft zu spüren und Impulse für den weiteren Alltag mitzunehmen.

Der Westfälische Landesausschuss bei der Besichtigung der Veranstaltungsorte des Kirchentages Bereits jetzt bereiten sich die Kölner Gemeinden auf ihre Gäste vor und freuen sich getreu dem Motto „Da simmer dabei“ auf ihr Kommen, wovon ich mich an den drei Februartagen mit dem Westfälischen Landesausschuss selbst überzeugen konnte.



27.5.2007

Programmhighlights beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln

Noch 9 Tage bis zum Kirchentag – da wird es Zeit, sich ein persönliches Programm zusammenzustellen!

Dies geht am bequemsten unter http://www.kirchentag.net, nachdem man sich dort kostenlos unter „Mein Kirchentag“ angemeldet hat. In einer Programmdatenbank kann man anschließend die rund 3000 Veranstaltungen, die nicht alle im gedruckten Programm zu finden sind, unter bestimmten Kriterien gezielt durchsuchen und sich so ein individuelles Programm für die Zeit vom 6. bis zum 10. Juni 2007 zusammenstellen.

Hier meine persönlichen Highlights (nähere Infos gibt es unter den angegebenen, externen Links):

Am Mittwoch, dem 6. 6., steht der Eröffnungsgottesdienst auf den Poller Wiesen um 17.30 fest auf meinem Programm. Anschließend beginnt der Abend der Begegnung, der für alle Besucher/innen ein kulturelles Muss ist.

Nach einer Bibelarbeit von Jürgen Ebach werde ich am Donnerstag um 13.30 auf jeden Fall an einem ökumenischen Gottesdienst mit evangelischer, altkatholischer und anglikanischer Beteiligung teilnehmen, der in der Versöhnungskirche stattfinden wird. Abends gibt es dann die Qual der Wahl zwischen Giora Feidman, der mit seinem Trio und weiteren Künstlern Brücken zwischen verschiedenen Religionen und Kulturen zu schlagen versucht, und den Wise Guys mit ihrem Open-Air-Konzert auf den Poller Wiesen. Weitere interessante Veranstaltungen an diesem Tag sind das Forum „Heiliger Text – wahrer Text?“ um 11 Uhr im Zentrum Juden und Christen, der Vortrag „Buchreligion und Bibelkritik“ um 16.30 von Prof. Dr. Johann Michael Schmidt und die Gebetsnacht ab 22 Uhr im Kölner Kirchentagskloster unter dem Motto „Wachet und betet“.

Den Freitag werde ich mit einer Bibelarbeit, an der u.a. auch Fulbert Steffensky beteiligt sein wird, beginnen, um anschließend der Kirchentagsbuchhandlung und dem Markt der Möglichkeiten einen Besuch abzustatten. Um 15 Uhr beginnt im Zentrum „Begegnung mit Muslimen“ das Forum „Christen fragen Muslime – Muslime fragen Christen“, das sicher sehr interessant ist. Ab 18 Uhr gibt es in zahlreichen Kirchengemeinden Feierabendmahle, die Möglichkeiten bieten, gemeinsam mit anderen Besucherinnen und Besuchern des Kirchentages und Kölner Christen ins Gespräch zu kommen. Ab 20 Uhr beginnt auf dem Messegelände das Forum „Sprengt der Urknall unseren Gottesglauben?“, das auf das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Religion eingehen wird.

Am Samstag werde ich um 9.30 eine Bibelarbeit von Bischof Dr. Wolfgang Huber besuchen und anschließend zum Forum „Weltwirtschaft gestalten“ weitergehen, in dem sich u.a. Bundeskanzlerin Merkel kritischen Fragen zum G 8-Gipfel in Heiligendamm stellen wird. Ab 15 Uhr besteht dann wieder die Qual der Wahl zwischen der Veranstaltung „Kann denn Liebe Sünde sein?“ im Zentrum Liebe und der Podiumsdiskussion „Ihr sollt ein Segen sein: Religionen – Friedensstifter oder Brandstifter?“. Den Abschluss dieses Tages bilden ab 20 Uhr u.a. Konzerte der Naturally 7 und der Bläck Fööss. Beide Gruppen werden in ungewöhnlichen Kombinationen zu hören sein: Naturally7 gemeinsam mit einem Gospelchor im Zentrum Jugend und die Bläck Fööss mit einem Posaunenchor auf dem Roncalliplatz.

Am Sonntag schließlich wird um 10 Uhr auf den Poller Wiesen der große Schlussgottesdienst unter dem Motto „Steh auf und iss“ stattfinden, zum dem ca. 100.000 Menschen erwartet werden und der auch live im Fernsehen übertragen wird. Ab 11.30 wird der Kirchentag am selben Ort mit den Wise Guys ausklingen.

Es wird also keine Langeweile aufkommen!

 

6.6.2007

Stimmungsvoller Eröffnungsgottesdienst und Abend der Begegnung

Kirchentagsbesucher/innen auf dem Weg zum Eröffnungsgottesdienst auf den Poller Wiesen Auf den Poller Wiesen fand am Mittwoch, den 6.6., der größte Eröffnungsgottesdienst zum diesjährigen Kirchentag statt. Am Rheinufer und mit Blick auf den Kölner Dom war eine große Bühne mit einem weit sichtbaren Altar und einem weißen Kreuz aufgebaut.

Blick von den Poller WiesenNach dem eigentlichen Gottesdienst, in dem Präses Nikolaus Schneider aus Düsseldorf die Predigt über die Kirchentagslosung (Hebr 4,12f.) hielt und in dem Kirchentagspräsident Dr. Reinhard Höppner den Kirchentag offiziell für eröffnet erklärte, wurden die Besucherinnen und Besucher von hochrangigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens offiziell in Köln begrüßt:

Zunächst hatte Außenminister Frank Walter Steinmeier das Wort, der u. a. betonte, dass in Köln beim Kirchentag Argumente und unterschiedliche Meinungen sachlich, ohne großes Polizeiaufgebot und ohne Stacheldraht ausgetauscht würden. Darüber hinaus hob er die gemeinsamen Wurzeln von Christentum, Islam und Judentum hervor, forderte, dass Kinder in den Schulen nicht nur grundlegende Fertigkeiten wie Lesen, Rechnen und Schreiben lernen, sondern auch Verantwortung und Gemeinschaft erlernen sollten und dass es in Deutschland ein neues Bündnis unter dem Motto „Menschen für Menschen“ geben solle. Als zweiter Redner begrüßte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers die zahlreichen Menschen mit den Worten „Dieser Kirchentag ist uns wichtig.“ Rüttgers erinnerte an Konrad Adenauer und an das zentrale Anliegen des Kirchentages, dem reinen Materialismus die Macht der Würde entgegenzusetzen. Die Würde, so Rüttgers, sei immer wieder bedroht, aber zugleich mächtiger als diese Bedrohungen, weil sie auf Gott gegründet sei.

Kardinal Meisner betonte, alle Kirchentagsbeteiligten hätten eine Verantwortung für die Menschen aus aller Welt, die Antworten auf die großen Lebensfragen auch vom Kirchentag erhofften.

Die Wise Guys nach dem Eröffnungsgottesdienst Nach einer letzten Begrüßung des Kölner Oberbürgermeisters Fritz Schramma begeisterten die Wise Guys mit drei Songs und einer freudig erklatschten Zugabe die Zuhörer/innen.

IDas Rheinufer am Abend der Begegnung m Anschluss gab es die Möglichkeit, an zahlreichen Ständen im ganzen Stadtgebiet miteinander ins Gespräch zu kommen, Künstler auf 13 Bühnen zu bewundern oder einfach die Atmosphäre zu genießen.

Abend der Begegnung am Rheinufer Um 22.15 begann der Abendsegen: Über Lautsprecher wurde am gesamten Rheinufer eine Andacht übertragen, zu der alle Menschen Kerzen ausgeteilt bekommen hatten. Leider machte der starke Wind ein großes Lichtermeer, wie es eigentlich geplant war, unmöglich. Eine eigens dafür angefertigte Komposition für über 1000 Blechbläser, die an verschiedenen Orten der Stadt verteilt waren, entschädigte jedoch für diesen kleinen Wehmutstropfen. Die Atmosphäre mit dem angestrahlten Dom und den vielen glücklichen Menschen an beiden Ufern des Rheins war überwältigend.

Die Hohenzollernbrücke im Kirchentagsdesign Die Hohenzollernbrücke im Kirchentagsdesign Immer wieder fanden sich Menschen zum spontanen Singen zusammen und feierten auf ihre Weise den Glauben und den Beginn des Kölner Kirchentages. Die orangefarbenen Kirchentagsschals, die fast jeder Kirchentagsteilnehmende trägt, bieten ein farbenfrohes Bild in der ganzen Stadt und zeigen jedem hier in Köln, dass ein besonderes Ereignis stattfindet.

7.6.2007

Erste Bibelarbeit am Kirchentag

Jürgen Ebach In Halle 2.2, die dem Thema Klima gewidmet ist, fand am Donnerstagmorgen die erste Bibelarbeit des Bochumer Alttestamentlers Jürgen Ebach statt.

Der für alle Bibelarbeiten zentrale Test war die Versuchungsgeschichte aus Mt 4,1-11. Ebach widmete sich durchweg auch schwierigen Fragen, z. B., ob Gott mit dem Teufel im Bunde stehe, ob es überhaupt einen Teufel gebe, wie sich der Glaube an einen solchen Satan kirchengeschichtlich entwickelt habe und warum Jesus den Teufel als solchen erst ganz zum Schluss bei der dritten Versuchung erkenne.

Messehalle bei Ebachs Bibelarbeit Die überaus zahlreichen Besucher/innen bedachten Ebach mit viel Applaus und erlebten eine tiefsinnige, teilweise leicht sarkastische und unterhaltsame, Bibelarbeit, die auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht hat.

 

 

7.6.2007

Neue Wege in Köln Konzert der Gruppe „Neue Wege“

Konzert der Gruppe „Neue Wege“ Köln ist reich an Versöhnung. Dementsprechend gibt es auch mehr als nur eine Versöhnungskirche. Ich landete am Donnerstagnachmittag nach längerer Odyssee in der Versöhnungskirche in Rath/Heimar, in der die Durmersheimer (nahe Karlsruhe) Rock-/Popgruppe „Neue Wege“ ein mitreißendes Konzert gab. Die insgesamt 15 Musiker und Sänger/innen präsentierten sowohl zahlreiche Eigenkompositionen wie z.B. „Gott kennt dich“, „Geh neue Wege“ oder „Abschied“ als auch einige „Klassiker“ wie „Groß ist unser Gott“ und „Etwas in mir“. Das Konzert war von einem großen Facettenreichtum geprägt: Von nachdenklichen, besinnlichen Klängen bis hin zu mitreißenden Stücken war alles vertreten. Im Hintergrund wurden Bilder an die Wand projiziert, von denen jedes Gruppenmitglied sich eines unter dem Aspekt „Heimat“ ausgesucht hatte.

Konzert der Gruppe „Neue Wege“ Es ist ein Zeichen besonderer ökumenischer Ausrichtung der momentan ausschließlich katholischen Gruppe, dass sie sich abwechselnd beim Katholiken- und Evangelischen Kirchentag bewirbt.

Die 20 Zuhörer/innen erlebten ein schönes Konzert, in dem viel von der positiven Lebenseinstellung der Gruppe herüber kam.

 

7.6.2007

Giora Feidman begeistert Zuhörer/innen beim Kirchentag in Köln

Giora Feidman und seine Musiker Der berühmte Klezmer-Klarinettist Giora Feidman gab am Donnerstagabend in einer bis auf den letzten Platz gefüllten Messehalle zusammen mit seinem „Dance of Joy Trio“ (Klarinette, Kontrabass und Akustikgitarre) und Murat Coskun (Percussion) als Special Guest ein Konzert, das sicher allen Besucherinnen und Besuchern lange gut in Erinnerung bleiben dürfte.

Noch am Mittwoch hatte der Jude Giora Feidman in Jerusalem zusammen mit 15 Palästinensern ein Konzert gegeben.

Am Donnerstag kam Feidman spielend von hinten auf die Bühne, wobei das Publikum bereits von sich aus mitsummte. Anschließend gab das Quartett traditionelle jüdische Lieder wie „Donna, Donna“, den 2. Satz des Klarinettenkonzertes von Mozart, das nahtlos in den Entertainer von Joplin überging, und Eigenkompositionen zum Besten.

Giora Feidman fordert zum friedlichen Miteinander auf Das Konzert hatte auch politische und religiöse Dimensionen:

So ließ Feidman alle Menschen im Saal einen Ton summen und improvisierte dazu, wobei er dies als ein Zeichen dafür, dass wir alle eins seien, verstand. An einer anderen Stelle des Konzertes sprach Feidman die aktuell offiziell 28 Kriege in der Welt an, und forderte energisch und voller Energie mit Worten wie „When do we open the brain?“ und „We’re born to live in peace“ zum Frieden auf.

Ein Stück hatte der Ausnahmeklarinettist aus den drei Nationalhymnen Deutschlands, Israels und Palästinas komponiert. Das Arrangement in einem Stück war ein weiterer, beeindruckender Ausdruck Feidmans Engagement für den Frieden zwischen den Völkern und Religionen. Die Musiker selbst gingen als gutes Beispiel voran: Sie gehören drei verschiedenen Religionen an, doch sprechen, wie Feidman poetisch bemerkte, eine gemeinsame Sprache – die Musik.

Feidman bezog immer wieder das Publikum ein und wurde vom Gesang der Zuhörerinnen („Meine lieben Damen, you sing like angels.“) und Zuhörer getragen.

Nach einer mit Standingovations begeistert erklatschten Zugabe gingen die Musiker durch die Menge ab. Feidman gab anschließend den vielen Fans Autogramme, wobei er keinerlei Berührungsängste zeigte.

Auf dem Weg in die Unterkünfte dürften den meisten Besucherinnen und Besuchern sicherlich noch viele Melodien aus dem Konzert durch den Kopf gegangen sein. Ein einmaliges Erlebnis!

8.6.2007

Von falschen und wahren Propheten

Fulbert Steffensky bei seiner Bibelarbeit Am Freitagmorgen begann der Kirchentag für mich mit einer Bibelarbeit Fulbert Steffenskys in der Themenhalle „Wort“. Zentraler Bibeltext für alle Bibelarbeiten war Jer 23,16-32. In der voll besetzten Messehalle widmete sich Steffensky zunächst der Frage, was ein Prophet sei, wobei er den Schwerpunkt auf „moderne Propheten“ legte: Von Martin Luther King, Dietrich Bonhoeffer und Bartholomé de Las Casas, der im 15./16. Jahrhundert vom Sklavenhalter zum Priester und Anwalt der unterdrückten indianischen Bevölkerung wurde, arbeitete Steffensky die Leidenschaft und Streitlust als zwei Kriterien zur Erkennung wahrer Propheten heraus.

Dabei wandte er sich entschieden gegen die von ihm so benannte Leidenschaftslosigkeit der Welt und der Neutralität, die ein eigenes, klares Urteil verhindere. Einseitigkeit hingegen, so Steffensky, öffne die Augen und diene der eigenen Wahrheitsfindung.

Als weiteren und zentralsten Punkt der einstündigen Bibelarbeit thematisierte Steffensky charismatische Gruppen innerhalb der evangelischen Kirche und ihre prophetische Kraft. Beispiele solcher Gruppen sind laut Steffensky feministische Gruppen, die Friedensbewegungen und die Taizébewegung. Er bezeichnete die Großkirchen als Instanzen des Mittelmaßes und die genannten Gruppen als die wahren Protestanten. Außerdem hob Steffensky die Autoritätssüchtigkeit vieler Menschen als seiner Meinung nach größtes Problem der Kirche hervor. Die Wahrheit, so der Referent, werde im Gespräch und in der Reibung zwischen den einzelnen Gruppen geboren. Gefahren für die Großkirchen seien folglich Harmonismus und unerlaubte, weil oberflächliche, Versöhnung. Die Besucher/innen dieser Bibelarbeit bekamen eine anspruchsvolle, ekklesiologisch hochwertige Bibelarbeit mit musikalischen Unterbrechungen geboten, die sich aber noch stärker am biblischen Ausgangstext hätte orientieren können.

8.6.2007

Islamisch-christliches Begegnungszentrum

Der Weg zum christlich-islamischen Begegnungszentrum Um 15 Uhr erlebten die zahlreichen Besucher des Begegnungszentrums zwischen Christen und Muslimen eine anregende und engagiert geführte Podiumsdiskussion unter dem Thema „Christen fragen Muslime – Muslime fragen Christen“. Die Veranstaltung war in zwei Teile gegliedert: Zunächst wurden gesellschaftlich-soziale Fragen aus Sicht der beiden Religionen, später dann religiöse und theologische Aspekte in den Blick genommen.

Murat Aslanoglu, Annette de Fallois und Moderatorin Coletta Latifah Damm Vertreter beider Religionen bewiesen auf eindrucksvolle Weise, wie weit der interreligiöse Dialog bereits fortgeschritten sei, und gingen dabei auf die überaus zahlreichen Publikumsfragen ein, wobei durchaus auch kritische und heikle Themen wie Ehrenmorde oder der Kopftuchstreit berücksichtigt wurden.

Moderator Rainer Scharz, Birsen Ürek, Thomas Lemmen und Moderatorin Coletta Latifah Damm (v. r.)Besonders eindrücklich fand ich die Information, dass arabische Christinnen und Christen, wenn sie beten, ebenfalls den Namen „Allah“ als Gottesnamen verwendeten. Die Veranstaltung bot viele Informationen zu den gemeinsamen Wurzeln von Christentum und Islam und regte zum Weiterdenken an.

 

8.6.2007

Sprengt der Urknall unseren Gottesglauben?

Die Frage nach dem Ursprung der Menschheit und unserer Welt ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Die Wissenschaft hat in letzter Zeit enorme Fortschritte in diesem Gebiet gemacht und kann schon sehr viel erklären – bei sehr vielen Fragen jedoch auch sehr wenig.

Willem B. Drees verliest seine alternative Schöpfungsgeschichte Die Veranstaltung mit dem obigen Titel begann mit der Verlesung eines alternativen Schöpfungstextes von dem Physiker, Theologen, Philosophen und Dichter Willem B. Drees, der vom Urknall ausging und bewusst auch die Erschaffung der Religion als spezifisch menschliches Phänomen einbezog.

Rüdiger Vaas bei seinem Vortrag Rüdiger Vaas informierte anschließend die zahlreich erschienenen Besucher/innen über den aktuellen Stand der Wissenschaft, wobei der Fragen nach dem Aufbau, der Zusammensetzung, dem Anfang und der Zukunft unseres Universums stellte und auch auf die „Natur der Natur“ einging. Dabei führte er u. a. aus, dass die Naturgesetze zwar bekannt, aber keineswegs erklärt seien und dass unbekannt sei, was vor dem Urknall gewesen sei.

Thomas Görnitz bei seinem Vortrag Thomas Görnitz unternahm im Anschluss den Versuch, die 1. Schöpfungsgeschichte rückwärts zu gehen und sie mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in Beziehung zu setzen. Dieser erhellende Vortrag knüpfte an die Frage, was vor dem Urknall, vor dem Anfang gewesen sei, an: Wenn es Raum und Zeit erst seit dem Urknall gebe, so Görnitz, so sei es den Naturwissenschaften prinzipiell unmöglich, vor diesen Anfang zu blicken. Sowohl Wissenschaft als auch die Schöpfungsgeschichten des AT gäben keine Antwort auf die Frage nach dem Zustand vor dem Anfang, schließlich beginne auch die 1. Schöpfungserzählung mit den Worten „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“. Über den Beginn des Johannesevangeliums widmete sich Görnitz der Frage nach dem logos, der laut dieser teleologisch (also auf die Frage nach dem Ursprung aller Dinge antwortend) und theologisch zugleich ausgerichteten Erzählung sozusagen noch vor dem eigentlichen Anfang existiert habe. Davon ausgehend behandelte Görnitz auch die Protyposis (die Information, die Bedeutung) als eine mögliche Erklärung menschlichen Bewusstseins, wobei er mit dem Statement abschloss, die Wissenschaft könne keine Aussage über den Grund oder den Sinn des Universums treffen.

Nach einer künstlerischen Unterbrechung, die dem Dialog zwischen Naturwissenschaft, Kunst und Kirche gewidmet war, kamen die Theologen Dirk Evers und Dieter Hattrup zum Zug.

Im Gespräch mit der exzellenten Moderatorin und Diskussionsleiterin Christina Aus der Au Heymann arbeiteten die Theologen eine Vielzahl komplexer Überlegungen heraus: So thematisierten sie das Schweigen des Kosmos, die Frage, ob uns Erkenntnisse, die Lichtjahre von uns entfernt seien, überhaupt existentiell weiterhelfen könnten, und den Aspekt des Zufalls und des Determinismus innerhalb der göttlichen Schöpfung: Hattrup bemerkte: „Wir sind Mitspieler und Zuschauer auf der Bühne des Lebens“. Dirk Evers ergänzte im späteren Dialog, wir sollten Gott im Möglichen sehen und davon ausgehen, dass Gott in einem kontinuierlichen Prozess mit seiner Schöpfung mitlaufe. Wissenschaft sei etwas Wunderbares, so Evers, aber sie sei nicht das Ganze, der Glaube sei dem Wissen nicht grundsätzlich unterlegen. Doch auch theologische Ideen, so Hattrup, seinen kein Mittel für die Ewigkeit, sondern von menschlicher Endlichkeit geprägt.

Moderatorin Christina Aus der Au Heymann mit den Theologen Dirk Evers und Dieter Hattrup In einer Diskussion, in der auch viele Impulse aus dem Publikum aufgenommen wurden, ging es anschließend um die Begrenzung unserer Erkenntnis (sei sie theologisch oder naturwissenschaftlich) durch begrenzte Begrifflichkeiten, um die Differenz zwischen Glaube und Theologie, um das Zusammenspiel von Zufall, Freiheit des Menschen und Gott und um die Quantentheorie, die durch ihre Berücksichtigung der Beziehungen zwischen Dingen der Realität näher als die Physik komme, aber dennoch keine Antwort auf den Sinn des Lebens biete, den jeder Mensch für sich selbst suchen und finden müsse.

Diese 2,5 Stunden lange Veranstaltung war durchweg gelungen, woran die sehr guten Referenten großen Anteil hatten, und intellektuell extrem anspruchsvoll, was aber auch nötig war, um die Fragestellung in ihrer Tiefe zu berücksichtigen.

Um 22.30 verließen die Zuhörer/innen erschöpft von einem langen, heißen Tag und vielen Impulsen das Messegelände. Jeder von ihnen dürfte an diesem Tag viel Neues erfahren haben.

9.6.2007

Paulus und die Verkündigung des Evangeliums – Bibelarbeit von Wolfgang Huber

Wolfgang Huber bei seiner BibelarbeitAuf der Grundlage des zentralen Textes aus der Apostelgeschichte 17,16-34 befasste sich Bischof Wolfgang Huber in seiner samstäglichen Bibelarbeit mit der Situation zur Zeit Paulus’ und aktuellen, teilweise kontrovers diskutierten Fragestellungen.

Dabei ging er von der Stadt Athen, dem Handlungsort der Erzählung, aus und unterstrich die Bedeutung dieser Stadt als geistiges und kulturelles Zentrum der antiken griechischen Welt, in der Religion und Politik verschmolzen seien, sodass Paulus beim Anblick der zahlreichen Staturen für Kaiser ergrimmt sei.

Anschließend thematisierte Huber die Pluralität von Sinn- und Konsumangeboten in der heutigen Zeit, wobei der die Freiheit, zu wählen, und diesen Zwang zur Häresie (was ursprünglich „Wahl“ bedeute) als positive Aspekte der Veränderung hervorhob, die Multioptionsgesellschaft aber auch als eine für viele Menschen beängstigende Verunsicherung bezeichnete. Huber ermahnte die zahlreichen Besucher/innen, ihr Herz nicht an Nebensächlichkeiten, für die er die Beispiele Fußball und die Meisterschaft nannte, zu hängen, sondern sich auf das Evangelium zu besinnen. Dafür sei es erforderlich und gleichzeitig die dringendste Aufgabe von Kirche, das fremd gewordene Evangelium zeitgemäß zu verkündigen.

Daraus, dass im Text aus der Apostelgeschichte davon die Rede sei, dass Paulus mit den Athenern in einen Dialog getreten sei, folgerte Huber, das Dialog und Mission einander keinesfalls ausschließen würden, sondern notwendigerweise zusammen gehörten. Diesen Aspekt übertrug er auf das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen, das seiner Meinung nach vor allem von Klarheit, guter Nachbarschaft und Respekt geprägt sein sollte. Es gebe keine Alternative zum Dialog, so Huber, da Religionen zum Frieden beitragen sollten. Der Dialog diene darüber hinaus zur Wahrhaftigkeit.

Bezüglich des Themas Globalisierung forderte Huber, der Kirchentag solle einen eigenen Ton entwickeln und eine Art prophetischen Widerspruch gegen die Ausbeutung von Menschen und Ressourcen erheben. Huber wies der Wirtschaft eine dienende Funktion zu und nannte als Ziele politischer Bemühungen bessere Lebensbedingungen für künftige Generationen, den Schutz des Lebens von Beginn an, eine würdige Sterbebegleitung und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung.

Als weitern Punkt widmete sich Huber dem von ihm so benannten neuen Atheismus in Mitten einer neuen Religiosität. Dabei führte Huber aus, Agnostiker, also die Zweifelnden, verdienten schon deshalb die Sympathie der Christinnen und Christen, da man Gott nicht im Griff haben könne und die Unbegreiflichkeit Gottes, die nur in der Gemeinschaft der Glaubenden ertragbar werde, nicht geleugnet werden dürfe. Der Mensch, so Huber, sei aber nicht das Maß aller Dinge und der alleinige Herrscher der Welt. Huber wandte sich deutlich gegen den radikalen Atheismus, der sich dem Glauben überlegen fühle. Glaube sei nicht rückständig und könne auch durch Erkenntnisse aus der Gehirnphysiologie nicht erschüttert werden, da es selbstverständlich sei, dass Glaube auch körperliche Entsprechungen habe. Der Glaube allein eröffne eine Freiheit des Menschen und weise ihm eine Würde zu, was „selbstgemachte“ Götter nicht zu tun im Stande seien.

9.6.2007

Angela Merkel beim Kirchentag in Köln

Unter dem Motto „Weltwirtschaft gestalten“ diskutierten Bundeskanzlerin Angela Merkel, Friedensnobelpreisträger Muhammed Yunus aus Bangladesch und der Generalsekretär der Gesamtkonferenz afrikanischer Kirchen über den parallel zum Kirchentag stattgefundenen G 8-Gipfel in Heiligendamm.

Merkel bewertete den Gipfel positiv als einen Schritt auf dem Weg in eine bessere Zukunft und betonte, die Welt könne nicht vom einen auf den anderen Tag besser werden. Als einen Erfolg von Heiligendamm bezeichnete sie außerdem die Einigung darauf, dass Verhandlungen über die Eindämmung des Klimawandels demnächst in der UNO, in der auch verbindliche Beschlüsse gefasst werden könnten, geführt werden sollen. Wirtschaftliches Wachstum, so Merkel, dürfe kein Selbstzweck sein, sondern müsse verantwortlich gehandhabt werden. Das Zusammenwachsen der Dinge im Zuge der Globalisierung berge sowohl Chancen als auch Risiken und wecke Ängste in der Bevölkerung. Daher seien überall auf der Welt soziale und umweltpolitische Mindeststandards erforderlich.

Als Bedingung für eine Verbesserung der Lebenssituation von Menschen in Entwicklungsländern nannte Merkel einen freien und fairen Handel, in dem Entwicklungsländer bessere Handelsbedingungen erhalten müssten. Für Deutschland sei es allerdings wichtig, den Schutz des geistigen Eigentums überall auf der Welt zu gewährleisten. Geistiges Eigentum zu stehlen dürfe keine Regel der Globalisierung sein. Afrika brauche nicht nur Geld als Entwicklungshilfe, sondern auch und vor allem sinnvolle Ausgabemöglichkeiten, die bei der leidenden Bevölkerung ankommen müssten. Die vielen Proteste gegen den G 8-Gipfel, so Merkel, hätten dazu geführt, dass die Tagesordnungspunkte aus Heiligendamm die Menschen in Deutschland und der Welt bewegt hätten.

Im weiteren Gespräch thematisierte Merkel das ihrer Meinung nach verbreitete Unwissen über den Kontinent Afrika und hob hervor, Afrika dürfe nicht als Ganzes und undifferenziert als ein armer Kontinent bezeichnet werden.

Das Publikum zeigte sich vom G 8-Gipfel enttäuscht und klagte ein, dass zugesagte Entwicklungshilfen bislang nicht vollständig gezahlt worden seien. Zudem kam oftmals die Frage auf, wie sichergestellt werden könne, dass das Geld wirklich bei den Menschen ankomme und nicht in dunklen Kanälen der Korruption versickere. Merkel stimmte insofern zu, als sie sagte, die schöne Zeit der Versprechungen sei vorbei und nun müssten die zugesagten Gelder fließen. Als Mittel gegen Korruption bezeichnete Merkel eine freie Presse und die Regierungsform der Demokratie. Merkel betonte, auch nach dem Gipfel im Austausch mit Nichtregierungsorganisationen bleiben zu wollen.

Friedensnobelpreisträger Yunus stellte zunächst seine Arbeit vor: Er habe in einem kleinen Dorf in Bangladesch damit begonnen, Kleinkredite für völlig mittellose Menschen zu vergeben, die keinerlei Sicherheiten gehabt hätten. Trotz verbreiteter Skepsis in den Anfangszeiten habe er an seiner Idee festgehalten und das Geld sei in den allermeisten Fällen zurückgezahlt worden. Die Menschen hätten sich inzwischen eigene Existenzen aufbauen können. Seine Bank vergebe mittlerweile zu 99% Kredite an Frauen, da dies erfahrungsgemäß den Familien mehr helfe an Kredite an Männer. Yunus betonte, Hilfe sei möglich und der Mensch sei mehr als eine Geldproduktionsmaschine. Er äußerte die Hoffnung, dass in Zukunft Armut nirgendwo auf der Welt mehr eine Rolle spiele und Kinder mit dem Phänomen nur noch in einer Art Armutsmuseum in Berührung kämen. Dabei hob er den Stellenwert einer angemessenen Bildung und der Bekämpfung von Analphabetismus hervor.

Merkel bekräftigte, man müsse die Menschen wachsen lassen, um wahren Erfolg zu erhalten, und müsse sich bei der Entwicklungshilfe auch der afrikanischen Mentalität anpassen, die sich von der europäischen unterscheide.

Gegenüber kritischen Fragen aus dem Publikum nach deutschen Waffenexporten rechtfertigte und verteidigte Merkel derartige Exporte, die in jedem Einzelfall gründlich geprüft würden.

Der Generalsekretär der Gesamtkonferenz afrikanischer Kirchen hob in seinen Beiträgen hervor, dass die konkrete Bevölkerung afrikanischer Länder in die Diskussion involviert werden müsse. „Hold hands with the African people“ - so seine Botschaft. Christinnen und Christen müssten prinzipiell ein Gefühl der Solidarität mit den verletzbaren Menschen haben. Als größtes Sorgenkind Afrikas nannte der Generalsekretär Simbabwe. Anhand dieses Beispiels prangerte er die fehlenden Menschenrechte und vor allem die ungerechte Land- und Ressourcenverteilung an, die seiner Meinung nach hauptverantwortlich für die Probleme Afrikas sind.

Die Veranstaltung auf dem Messegelände fand eine enorme Resonanz bei den Besucherinnen und Besuchern des Kirchentags: Schon lange vor Beginn der Diskussion war die Halle hoffnungslos überfüllt. Während eines Redebeitrags wurde die Veranstaltung von einigen Zuhörern gestört, die mit Hilfe von Megafonen Kritik an Heiligendamm übten. Die störenden Menschen wurden vom Publikum ausgebuht und mussten den Saal verlassen. Ansonsten lief die Veranstaltung durchweg sachlich und fair ab. Das Publikum begrüßte, dass Angela Merkel sich einer solchen Diskussion gestellt habe. Moderator Wolf von Lojewski reichte Merkel nach ihrer Rede einen Kirchentagsschal, wobei die beiden anderen Gesprächsteilnehmer bereits einen derartigen Schal mit der Aufschrift „Was hilft es dem Menschen? Globalisierungen neu denken“ trugen. Merkel zog sich diesen Schal nicht an, legte ihn aber auf den Schoß und zeigte damit ein gewisses Zeichen der Verbundenheit, wobei sie gleichzeitig Distanz wahrte.

9.6.2007

Kann denn Liebe Sünde sein? Kirche und Sexualität

Moderator Klaus Möllering , Eveline von Arx, Harald Schroeter-Wittke, Sigrid Vollstedt und Michael Rohde im Gespräch (v. l.)

 

In der von der rheinischen Landeskirche initiierten Veranstaltung mit dem obigen Titel diskutieren Vertreterinnen aus dem Bereich der Sexualberatung mit Theologen über Verantwortung, Verlockung und unterschiedlichen Haltungen zur Sexualität.

Das Dankeschön für die Diskutierenden

Zunächst erhielt Harald Schroeter-Wittke von der Universität Paderborn das Wort, der sich u.a. der Fragestellung widmete, was eigentlich Liebe, Sünde und Sexualität ausmache. Sünde definierte er dabei als eine Form der Weltentfremdung und der Selbstzerrissenheit. Die Liebe zwischen Menschen, so Schroeter-Wittke, unterscheide sich grundlegend von der Liebe Gottes und dürfe nicht mir ihr gleichgestellt werden. Anschließend zitierte der Theologe Martin Luther mit dem Ausspruch „Sündige kräftig, aber glaube kräftiger“. Sexualität, so der evangelisch-landeskirchliche Professor aus Paderborn, diene zwei unterschiedlichen Funktionen: Zum einen sei sie Mittel der Fortpflanzung, zum anderen aber auch eine Gestaltungsform der Liebe und des Lebens. Alle Formen der Liebe seien dabei Teil Gottes sehr guter Schöpfung. Schuldig könne man durch Sexualität dann werden, wenn die nicht partnerschaftlich, d.h. im Einvernehmen beider Partner, geschehe oder man sich von ihr den dauerhaften Himmel auf Erden verspreche.

Nach diesen Ausführungen berichtete Sigrid Vollstedt aus Bonn von ihren Erfahrungen als christliche Sexualpädagogin. Dabei las sie zunächst Fragen vor, die sie in 17 Jahren anonym von Schülerinnen und Schülern erhalten habe, und nahm anschließend eine Katalogisierung und Systematisierung dieser Fragen vor. Dabei betonte sie das große Bedürfnis nach Wissen und Einordnung sexueller Praktiken. Als ihre vorrangigste Aufgabe bezeichnete Vollstedt, ein Gefühl der Verantwortung zu übermitteln.

Der dritte Redebeitrag kam von Eveline von Arx, die Mitglied im Dr.-Sommer-Team der Zeitschrift „Bravo“ ist. Arx forderte dazu auf, Jugendliche mit allen Fragen ernst zu nehmen und ihnen Verantwortung und Respekt zu vermitteln. Darüber hinaus berichtete sie aus der Geschichte der Rubrik „Dr. Sommer“.

Der letzte Beitrag kam von Michael Rohde, einem freikirchlichen Theologen, der zum Anfang ausführte, Sex sei mehr als nur Geschlechtsverkehr. Liebe heiße stets, dass der andere oder die andere gemeint sei, weshalb egoistische Formen der Sexualität nicht als Liebe bezeichnet werden könnten. Bei seinen Ausführungen betonte Rohde die Bedeutung der Ehe als Möglichkeit, die menschliche Sehnsucht nach Treue zu befriedigen. Scheidung sei deshalb eine Sünde, weil sie eine Zielverfehlung bedeute, da eine Ehe stets auf Dauerhaftigkeit angelegt sei.

Heftigen Widerspruch erntete Rohde bei seinen Äußerungen zur Homosexualität, dass diese Form der Sexualität auf einer genetischen Disposition beruhe und allenfalls eine Nebenstraße einer Hauptstraße, nämlich der Heterosexualität, sein könne.

Die Kartäuserkirche ist voll besetztIn der anschließenden Diskussion wurden u.a. Fragen zur Pornographie, zu One-Night-Stands und sadomasochistischen Praktiken thematisiert. Dabei wurde deutlich, dass es geradezu unmöglich sei, scharfe und objektive Grenzen zu ziehen. Um dies zu verdeutlichen, fragte Schroeter-Wittke: „Ist Oralverkehr noch Haupt- oder schon Nebenstraße?“. Die neue Offenheit der Kirche für Fragen der Sexualität fand ein reges Echo: Die Kartäuserkirche war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Besucherinnen und Besucher nahmen lebhaft an der Diskussion teil, wobei auch klar wurde, dass christliche Ansichten bei diesem Thema überaus kontrovers sein können.

9.6.2007

Die Bläck Fööss auf dem Roncalliplatz in Köln

Das gut besuchte Konzert der Bläck FöössAm Samstagabend gaben die Bläck Fööss gemeinsam mit rund 1000 Bläserinnen und Bläsern des CVJM ein großes Open-Air-Konzert, zu dem Kölnerinnen und Kölner sowie Kirchentagsbesucher/innen in Massen strömten. Vor dem eigentlichen Konzert fanden noch letzte Proben statt, da die Bläser/innen die Noten lediglich aus dem Internet bekommen konnten und diese noch nie gemeinsam gespielt hatten.

Während des Konzertes wurde die ohnehin schon gute Stimmung auf den Höhepunkt getrieben. Zu Klassikern wir „Mir lasse der Dom in Kölle“, „Drink doch eene mit“ oder „Dat Wasser vun Kölle“ wurde ausgelassen gefeiert, wobei Brücken zwischen kölschen und evangelischen Traditionen, für die die Posaunenchöre exemplarisch standen, spielerisch überwunden wurden. Begeisterte Zuschauer riefen bereits „Wann kommen die Höhner?“ oder „Ich eröffne den zweiten Karneval!“. Protestantismus und gute Stimmung schließen einander offensichtlich nicht aus.

10.6.2007

Zentraler Schlussgottesdienst auf den Poller Wiesen rundet den Kirchentag ab

Zum Abschlussgottesdienst strömen die Menschen auf die Poller Wiesen Um 10 Uhr begann am Sonntag, 10.6., auf den Poller Wiesen der Abschlussgottesdienst des diesjährigen Deutschen Evangelischen Kirchentages in Köln. Rund 100.000 Besucher/innen waren zum Rheinufer gekommen, um zusammen zu beten, zu singen und das Abendmahl zu feiern.

Ein Altar auf den Poller WiesenUnter dem Motto „Steh auf und iss!“ aus 1. Könige, 19 wurden von vielen Altären auf dem gesamten Veranstaltungsgelände aus Brot und Traubensaft unter den Menschen verteilt.

Abschlussgottesdienst Pfarrerin Mechthild Werner aus Erfurt hielt die Predigt, in der sie auch den G 8-Gipfel thematisierte und große Zustimmung erhielt.

Gegen Ende des Gottesdienstes luden Franz-Josef Bode und Renke Brahms zum 91. Deutschen Katholikentag 2008 in Osnabrück bzw. zum 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag 2009 in Bremen ein.

Im Anschluss an den Gottesdienst spielten die Wise Guys einige ihrer Songs und bildeten damit den Abschluss des Kirchentages, den der Kirchentagspräsident Reinhard Höppner als ein gelungenes Fest des Glaubens lobte.

Fabian Grevelding

Texte (z. B. Bibelarbeiten und Vorträge) aus Köln zum Nachlesen finden Sie hier.

Der nächste Kirchentag findet vom 20. bis 24. Mai 2009 in Bremen statt:

Plakat zum Kirchentag in Bremen 2009

Im Internet: Deutscher Evangelischer Kirchentag