Die Gruppe NaschuwaDie Hebräisch-Kurse des Ceciliengymnasiums besuchten am 15.09.2019 in der Johanneskirche ein Konzert der Musikgruppe Naschuwa, das von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Evangelischen Lydia-Kirchengemeinde veranstaltet worden ist.

Die Gruppe Naschuwa besteht aus vier von der jüdischen Kultur sehr begeisterten Christen, die schon seit vielen Jahren zusammen Musik machen: Matthias Helms mit Geige und Gesang (der „Frontman“ der Gruppe), Rainer Ortner am Akkordeon, Thomas Damm an der Gitarre und Thore Benz am Kontrabass. Seit über 25 Jahren – zunächst als Duo – reisen sie durch Deutschland und Europa und bringen in Kirchen, Synagogen, Museen und Gedenkstätten ein buntes Programm, das sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt. Durch ihre Musik zeigen sie die jüdische Kultur und Tradition als an ihr Interessierte und von ihr Beeindruckte und appellieren so gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit.

In ihrem Programm spielten sie lebendig traditionelle, instrumentale Klezmer-Musik und beeindruckten auch mit Eigenkompositionen im Stil der Klezmer-Musik. Zudem wurde den Zuhörerinnen und Zuhörern durch viele Erzählungen das Leben in den Schtetln, den jüdischen Siedlungen in Osteuropa vor der Schoah, nahegebracht.

Besonders wirkungsvoll waren die jiddischen Lieder, die Matthias Helms mit großer Überzeugung vortrug, nachdem er die Sprache Jiddisch, die vor der Schoah die Muttersprache von 11 Millionen Menschen war, beschrieben und die Herkunft einiger deutscher Wörter aus dieser Sprache erklärt hatte.

Auch der jüdische Humor kam nicht zu kurz und wurde durch viele Erzählungen, Wortbeiträge und Witze, mit denen die Lieder und Musikstücke umrahmt wurden, bildhaft dargestellt. Zudem erhielten auch die Zuhörerinnen und Zuhörer Gelegenheit, sich an dem Konzert zu beteiligen, als sie zum Mitsingen aufgefordert wurden. Die Hebräisch-Kurse hatten hier den Vorteil, die Liedtexte bereits aus dem Unterricht zu kennen (z. B. den Kanon הנה מה־טוב ומה־נעים Hine ma tow umanaim [Ps 133]) und konnten somit begeistert mitsingen.

Am eindrücklichsten bleibt sicherlich in den Köpfen der Zuhörerinnen und Zuhörer, was zu den gegenwärtigen und geschichtlichen politischen Konflikten in Israel gesagt wurde. Matthias Helms führte die Konfliktlage in Israel vor Augen und betonte zugleich die gemeinsamen Wurzeln der Nationen, die in der Musik deutlich werden und Menschen verbinden.

Auch die Geschichte eines Mannes, dessen Familie während der Schoah umkam und der es nicht wagte, direkt aus den USA nach Deutschland zu kommen, und dann in Schottland die deutsche, christliche Gruppe Naschuwa jüdische Musik spielen hörte, was ihm wieder Hoffnung gab, berührte sehr.

Die Begeisterung von der musikalischen Leistung und den humorvollen und tiefgehenden Inhalten wurde durch einen lang anhaltenden Applaus deutlich und mit zwei Zugaben gedankt – ganz zum Schluss בשנה הבאה Bashana habaa mit dem Refrainעוד תראה, עוד תראה…  Od tire, od tire…, das die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zum Thema hat.

Dieses eindrucksvolle Konzert wird sicher noch lange in Erinnerung bleiben.

Alice Schardt