kreller-besuchWie kommt man eigentlich darauf ein Buch zu schreiben? Und wie fängt man am besten damit an? Diese und noch viel mehr Fragen beantwortete Susan Kreller bei ihrer Lesung im Deutsch-LK der Q2 von Herrn Fingberg. Alles begann mit dem Namen Stella Maraun. Zu diesem Namen wollte die promovierte Anglistin und Germanistin Susan Kreller eine passende Figur erfinden. Nach und nach kamen ihr immer mehr Ideen, die sie zusammenfügte bis zum Schluss ihr zweiter Jugendroman „Schneeriese“ entstand.

Wieso eigentlich der ungewöhnliche Titel „Schneeriese“, fragt man sich sofort beim Blick auf den Bucheinband. In ihrem ersten Jugendbuch (Elefanten sieht man nicht, 2013) sei es so furchtbar heiß gewesen, sagt Kreller. Deshalb sollte ihr zweites Buch im Winter spielen. Während der Arbeiten an einem Buch versetzt sich die Autorin solange in bestimmte Personen, in Situationen und an bestimmte Orte, bis sie förmlich „das Knarren der Holztreppe selber spüren kann“, die sie beschreibt.

Susan Kreller versucht während des Schreibens in der Welt ihres Buches zu leben, was ihr zu gelingen scheint. In diesem Jahr wurde ihr Roman „Schneeriese“ mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2015 ausgezeichnet. Diesen Preis erhielt sie sicherlich auch dafür, dass sie es vermag, kunstvolle sprachliche Bilder entstehen zu lassen. Manchmal müsse sie von ihrer Lektorin sogar gebremst werden, wenn sie zu viel „krellert“, erklärt Susan Kreller.

Man könnte meinen, „Schneeriese“ sei ein Jugendbuch von vielen, wenn man das Thema des Romans erfährt – die erste und zugleich unerfüllte Liebe. Doch Susan Krellers Erzählweise ist es, die das Buch besonders und unkonventionell macht. Der sprachliche Anspruch bewirkt, dass das Buch nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene lesenswert ist.

Der Protagonist der Geschichte, der 1,90 Meter große 14-jährige Adrian, erlebt seine erste große Liebe, die von Stella Maraun allerdings nicht erwidert wird. Durch das Auftauchen eines anderen Jungen, in den sich Stella verliebt, muss Adrian Gefühle wie Enttäuschung und Zurückweisung durchleben.

Kreller nimmt den Leser mit in die Welt eines Jugendlichen, der mit großen Gefühlen fertig werden muss. Auf ein Happy End kann man nicht hoffen, denn Susan Kreller erklärt, sie möge keine Happy Ends, diese gebe es im echten Leben auch nicht. Viel wichtiger sei es, ein Ende zu erfinden, das Hoffnung gebe und das jeder Leser für sich alleine weiterentwickeln könne.

Im Gespräch mit Susan Kreller merkt man, dass hinter einem guten Buch vielmehr steckt, als eine bloße Idee. Bevor sie überhaupt mit dem Schreiben beginnt, fertigt Kreller zahlreiche Skizzen an und sammelt Eindrücke und Ideen. Über viel Kreativität hinaus benötigt man auch die Fähigkeit sich in andere Hineinzuversetzen, um authentische Figuren entstehen zu lassen. Eine gute Beobachtungsgabe und sprachliches Gespür für natürliche Dialoge sind weitere wichtige Voraussetzungen. Dafür setzt sich Kreller gerne in Cafés und „belauscht“ die Gespräche anderer Menschen. Für ihr erstes Buch „Elefanten sieht man nicht“, in dem es um Kindesmisshandlung geht, musste Kreller außerdem viele Recherchen anstellen, um dem schwierigen Thema gerecht zu werden.

Momentan arbeitet Susan Kreller an ihrem ersten Buch für Erwachsene und stellt sich damit einer neuen Herausforderung, nämlich, für und über ältere Menschen zu schreiben. Nicht ändern wird sich aber sicherlich ihr besonderer Schreibstil.

Vielen Dank noch einmal vom Deutsch - LK der Q2 für die Einblicke in „Schneeriese“ und in die Arbeit einer Autorin.