Schrift zur Erinnerung an die Feier der Einweihung des neuen Schulgebäudes und des 25jährigen Jubiläums - Frieda LangelütkeSeit dem Tod von Fräulein Krings im Jahre 1893 leitete Fräulein Frieda Langelütke die Schule, die selbst aus dieser hervorgegangen war. Als Lehrerin vertrat sie unter anderem die Fächer Englisch und Erdkunde, Fächer, für die ihr ein längerer Aufenthalt in England wichtige Erfahrungen gegeben hatte. Durch ihre Mitwirkung bei der Amtsführung von Fräulein Krings war sie auch bestens mit den Verwaltungsangelegenheiten vertraut. So wurde sie zu einer hochangesehenen Pädagogin und Direktorin, früher noch ‚Vorsteherin’ genannt, und als solche 1906 vom preußischen Ministerium zu einem Kongress eingeladen, der sich speziell mit der höheren Mädchenbildung beschäftigte. Während ihres Aufenthalts in Berlin erhielt sie auch eine Einladung an den kaiserlichen Hof. Anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Schule und in Anerkennung der Leistung ihrer Leiterin konnte die Töchterschule nun nach dem Namen der Kronprinzessin von Preußen die Bezeichnung „Cecilienschule“ führen.

Von 1908 ab konnten Schülerinnen unserer Schule auf einem besonderen Zweig, auf dem drei Fremdsprachen verpflichtend waren, die Hochschulreife erwerben und ein Universitätsstudium aufnehmen. Ferner bestand die Möglichkeit, nach der 10. Klasse das angegliederte Oberlyzeum zu besuchen, das nach vier Jahren in die Seminarklasse einmündete und den Abschluss für das Lehramt an mittleren und höheren Mädchenschulen bot. Später kam ein Kindergarten dazu, so dass auch Ausbildungsgänge mit Profilen möglich wurden, die man heute hauswirtschaftlich und sozial nennen würde. Die Ausbildung zu Kindergärtnerinnen und zu Lehrerinnen blieb der Cecilienschule lange erhalten. Erst die Gründung der Pädagogischen Akademie setzte hier 1928 einen Schlusspunkt.

Gruppenbild von 1894Die Jahre 1912 bis 1914 waren eine unruhige Zeit, da auf Grund der vielfältigen Qualifikationen, die die Schule vermittelte, die Umwandlung in eine öffentliche Anstalt notwendig wurde. In diesem Zusammenhang wurde von vielen befürchtet, dass bei der Übernahme durch die Stadt Bielefeld die besondere religiöse Prägung verloren gehen könnte. Deshalb wurde z. B. auch daran gedacht, die Schule einer Betheler Institution anzugliedern. Schließlich wurde aber die Stadt doch der Schulträger, und durch das Kuratorium, das nun von Eltern und Vertretern der Stadt paritätisch besetzt wurde, konnte die Fortführung der Bildungsanstalt im evangelischen Geiste der einstigen Stifter garantiert werden.

Dank der herausragenden Persönlichkeit von Herrn Dr. Hahn, der seit 1920 die Schule leitete und der evangelischen Tradition, aber auch weltoffenem Denken Raum gab, kam die Cecilienschule einigermaßen unbeschadet durch die Zeit des Nationalsozialismus und den Krieg. Andachten zu den kirchlichen Festen, Schulgottesdienste, überzeugter Religionsunterricht, Krippenspiele und der Baumumgang hielten die religiöse Prägung aufrecht.

Natürlich führten die Einberufungen vieler Lehrer zum Kriegsdienst, die Luftangriffe, die verbreiteten Zerstörungen und Mangelerscheinungen zu erheblichen Beeinträchtigungen des Schulbetriebs. Da die Städte in erster Linie Ziel der Angriffe waren, wurden die Schulen zum Teil geschlossen und an andere Orte verlegt. So waren z. B. einige unserer Klassen in einem ehemaligen Kloster in Holland untergebracht, wo Angehörige des nationalsozialistischen Jugendverbandes das ‚Lagerleben’ organisierten. Dort wurden die Mädchen von einigen der mitgereisten Lehrkräfte unterrichtet. Ab September 1944 wurde in Bielefeld kaum noch Unterricht erteilt, im Frühjahr 1945 wurde die Schule geschlossen.