Deutsch-israelischer Schüleraustausch 2014/15

Techumi School of Arts (Nahariya) – Gymnasium Heepen/Ceciliengymnasium/Helmholtz-Gymnasium (Bielefeld)

Freitag, 17. Oktober 2014

Gruppenbild am WannseeUngeduldig erwarteten 22 Bielefelder Schülerinnen und Schüler mit farbenfrohen Willkommens-Transparenten und mit Süßigkeiten gefüllten Ballons, auf die die Namen der Austauschpartner geschrieben waren, die Ankunft des Flugzeuges am Flughafen Köln/Bonn. Und obwohl das Flugzeug längst gelandet war, erschienen die Gäste erst viel später, da zwar 24 Personen, aber nur zwei Koffer in Köln angekommen waren. 22 Koffer waren beim Umsteigen in Berlin-Tegel geblieben!

Begrüßung auf dem Kölner FlughafenDie Partner begrüßten sich – sichtlich (von ihren Koffern) erleichtert – herzlich und lernten sich während des Besuchs des Kölner Doms, des Aufstiegs auf den Turm sowie bei der Rundfahrt auf dem Rhein bereits gut kennen, bevor die Gäste – sichtlich ermattet – nach der Rückfahrt nach Bielefeld von den gastgebenden Familien abgeholt wurden.

Und die vielen Koffer? Glücklicherweise wurden sie noch kurz vor Mitternacht nach Heepen gebracht und vom „Logistikzentrum" einer Familie umverteilt.

Samstag, 18. Oktober/Sonntag, 19. Oktober 2014

Bei wunderschönem sonnigen Herbstwetter trafen sich die Jugendlichen und ihre gastgebenden Familien zu einem heiteren Spaziergang durch den Tierpark Olderdissen. Er bot die Möglichkeit, sich über die Erlebnisse des vergangenen Tages auszutauschen und erste gemeinsame Eindrücke zu schildern. Schnell erkannten alle: Diese Begegnung stand unter einem besonders guten Stern! Mit leuchtenden Augen und voller Begeisterung berichteten die israelischen Gäste von der großen Gastfreundschaft ihrer Familien und die Gasteltern ihrerseits von der besonderen Freundlichkeit und Offenheit der jungen Menschen.

Dieser erste Eindruck sollte bis zum Ende der Begegnung bestehen bleiben!

Die Planung des Nachmittags und des Abends sowie die des Sonntags blieb den deutschen Jugendlichen und ihren Familien überlassen. Und so wurde die freie Zeit für Aktivitäten wie z. B. Ausflüge in die Umgebung, Bowling, Wasserski oder Klettern genutzt. Abends traf man sich teils in Gruppen von ungefähr 30 (!) Jugendlichen im Haus einer Gastfamilie. Glücklicherweise waren die Gasteltern bei einem Elternabend bereits auf derartige Partys vorbereitet, aber welches Haus dann der Treffpunkt sein würde, nun – das konnte man nicht voraussagen!

Montag, 20. Oktober 2014

Begrüßung im Gymnasium HeepenBegrüßung im Gymnasium HeepenNach der Begrüßung der Gäste seitens der Schulleitung im Gymnasium Heepen, die von einem gemeinsamen typisch deutschen Frühstück abgerundet wurde, erzählten die Gäste in mehreren Klassen und Kursen von Israel, seinen Menschen und seiner Kultur. Die israelischen Jugendlichen hatten Spiele und Präsentationen vorbereitet, um mit den deutschen Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen. Sie moderierten souverän und mit großem Geschick mehrere Unterrichtsstunden und begeisterten die Klassen und Kurse auf authentische Weise für ihr Land. Schnell ließen sich die westfälischen Jugendlichen von deren Temperament und Fröhlichkeit anstecken.

Von den israelischen Schüler/-innen gestaltete StundenVon den israelischen Schüler/-innen gestaltete StundenVon den israelischen Schüler/-innen gestaltete Stunden

Am Nachmittag besuchte die Gruppe das Wahrzeichen der Stadt Bielefeld, die Sparrenburg, und folgten mit Aufmerksamkeit und großem Interesse den Ausführungen des Guides. Wie in der Literatur spiegelte die auch am Montag strahlende Natur gleichsam die Gefühle und die Stimmung unserer Gäste wider und ihre Begeisterung für die deutsche Kultur ließ die Natur ihrerseits in herbstlichen Tönen leuchten.

Die Eltern, die zum abendlichen Gespräch mit den israelischen Lehrerinnen gekommen waren, berichteten ausnahmslos begeistert vom Verlauf des Wochenendes. So sei ihr Gast bereits völlig in ihrer Familie integriert. Dieser äußerst positive Eindruck wurde von den israelischen Lehrerinnen bestätigt. Einat Yadon und Rachel Bar-El berichteten über den guten Start des Austausches und erzählten den Eltern Interessantes über ihr Land und über seine Menschen.

Dr. Klaus Kreppel, der Begründer des Schüleraustausches, skizzierte große Entwicklungslinien des bereits seit 26 Jahren bestehenden Jugendaustausches und stellt seine Chancen und Herausforderungen heraus. Er betonte, dass die Kontinuität des Leiterteams ein wesentlicher Faktor zum Gelingen dieses Austausches sei. Dr. Kreppel zeigte sich sehr glücklich darüber, dass nun seit bereits vielen Jahren Andrea Fehling und Holger Miesel (Gymnasium Heepen) und Christian Fabritz (Ceciliengymnasium) den schulübergreifenden Austausch leiten und ihn nun zum zweiten Mal mit Einat Yadon und Rachel Bar-El von der Techumi School of Arts organisieren.

Dienstag, 21. Oktober 2014

Gemeinsames Kunstprojekt: Zukunftshoffnungen/-visionenZwei Projektschwerpunkte standen am Vormittag auf dem Programm: So wurde das gemeinsame Kunstprojekt durchgeführt und die seit Beginn des Austausches eine zentrale Rolle einnehmende Gedenkfeier vorbereitet.

Unter der Leitung des Kunstpädagogen Mirko Winter gestalten die 44 Jugendlichen zunächst gemeinsam eine 5,5 Meter lange und 1,80 m breite Stoffbahn. Die Aufgabe bestand darin, mittels ausschließlich abstrakter Formen und durch Mischen der Farben einerseits eine eigene Fläche individuell zu gestalten, andererseits weiche Übergänge zu den Nachbarflächen zu schaffen. So sollte auf künstlerische Weise die Individualität jedes Einzelnen, aber auch seine Beziehung zum anderen durch künstlerische Kommunikation Ausdruck finden. Nach 90-minütiger Arbeit ergab sich ein farbenfrohes Banner. Das Ergebnis überstieg alle Erwartungen und sollte bei der Farewell-Party den Eltern erläutert werden.

Im Anschluss wurde die Gedenkfeier vorbereitet, die gemeinsam von den deutschen und den israelischen Jugendlichen gestaltet werden sollte. Verschiedene Texte und Lieder zum Thema „Gedenken" und „Shoah" wurden ausgewählt und eingeübt. Man entschied sich für u. a. für „Jeder Mensch hat einen Namen" von Selda, „This is not what God has meant", „The Doll Sarina", „As We Light a Candle of Eternal Remembrance" und für die Lieder „Von guten Mächten" von Dietrich Bonhoeffer sowie „Imagine" von John Lennon. Durch die Verbindung von auf Hebräisch, Englisch und Deutsch vorgetragenen Texten und Musik zeigte sich die Bereitschaft der Gruppe, sich gemeinschaftlich und vereint bei der Gedenkfeier ihrer Verantwortung für den Umgang mit der Vergangenheit und für die Zukunft zu stellen.

Empfang durch die 1. Bürgermeisterin, Karin SchraderIn der Bielefelder SynagogeAm Nachmittag empfing Bürgermeisterin Karin Schrader die Gäste sehr herzlich im Rathaus der Stadt Bielefeld. Dort schilderten die Jugendlichen erste Eindrücke über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den verschiedenen Kulturen. Im Anschluss traf man sich in der Synagoge Beit Tikwa, wo ein Jugendlicher aus der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld sachkundig über seine Aufgaben innerhalb der Gemeinde, über sein Selbstverständnis als ein in Deutschland lebender Jude sowie über das Gebäude selbst mit den Jugendlichen sprach.

In der Dr.-Oetker-WeltDer Besuch der Dr. Oetker-Welt schloss diesen erlebnisreichen Tag ab und so ließen sich alle sehr gerne bei Pizza, Pudding und Getränken verwöhnen, bevor sie durch die interessante und medial eindrucksvolle Ausstellung begleitet wurden.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Bei grauem Oktoberwetter und Nieselregen fuhr die israelische Gruppe nach Detmold, um dort jüdische Spuren zu suchen. Sie besichtigte das „Jüdische Haus" im Freilichtmuseum und die Reste der „Alten Synagoge" im Stadtzentrum. Die Jugendlichen lernten des Weiteren Aspekte der traditionellen Lebensweise in Westfalen kennen und konnten einige neue und ungewöhnliche Erfahrungen beim Wärmen an einer Feuerstelle, bei der Arbeit eines Schmiedes, beim Dreschen von Korn oder bei der Verwendung von unbequemen Holzpantoffeln machen.

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Farewell-PartyNach dem gemeinsamen Eislaufen auf der Oetker-Eisbahn mussten die Gäste an diesem Abend Abschied von den Bielefelder Familien nehmen.

Bei der Farewell-Party zeigte man den Eltern und Gästen die Ergebnisse der Austauschbegegnung und hatte die Möglichkeit, den Verlauf des Austausches zu evaluieren. Daher wurde zunächst das im Rahmen des Kunstprojekts gestaltete Banner vorgestellt und seine Intention erläutert.

Farewell-PartyAnschließend wurde die Photoshow „Deine Welt in meinen Augen" gezeigt, bei der die Präsentation von Bildern, die von den Israelis als „typisch deutsch" beurteilt wurden – wie z. B. ein Muffin oder ein Bierglas – zum Schmunzeln führte.

Insgesamt äußerten sich alle begeistert über den Verlauf der Woche, lobten die herzliche Atmosphäre und das gute Gemeinschaftsgefühl der Gruppe, die Vielfalt der durchgeführten Aktivitäten und die Qualität der Projektergebnisse.

Freitag, 24.Oktober 2014

Berlin: Deutscher BundestagBerlin: Deutscher BundestagMit dem Besuch des Reichstagsgebäudes, des Sitzes des Deutschen Bundestages, begann das Programm der Berlinfahrt. Die Jugendlichen gewannen hierbei gute Kenntnisse über das politische System Deutschlands sowie über die Geschichte und Bedeutung des Reichstagsgebäudes.

Die Unterkunft, ein sehr zentral in der Nähe des Potsdamer Platzes gelegenes Hostel, gab den Jugendlichen durch ihre Lage im typischen Berliner Hinterhof einen stimmungsvollen Eindruck vom Berliner Flair.

Samstag, 25. Oktober 2014

Die Begleitung durch das Jüdische Museum in Berlin stand am Samstag im Mittelpunkt. Sehr kompetente Guides erläuterten den Jugendlichen die Bedeutung des Museums und seiner außergewöhnlichen Architektur sowie Aspekte der deutsch-jüdischen Geschichte. Im Anschluss blieb genügend Zeit, selbstständig die große Ausstellung zu besuchen, vieles über die 2000-jährige Geschichte des Judentums in Deutschland zu lernen und Bezüge zur eigenen Lebenswirklichkeit herzustellen.

Berlin: Jüdisches MuseumBerlin: Jüdisches MuseumBerlin: Jüdisches MuseumBerlin: Jüdisches Museum

Später erkundete die Gruppe ein auf der Museumsinsel gelegenes Museum ihrer Wahl und nahm mit Staunen das in Berlin ausgestellte Weltkulturerbe wahr.

Berlin: Museumsinsel – Neues MuseumBerlin: Museumsinsel – Neues Museum

Sonntag, 26. Oktober 2014

Der Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg bildete den inhaltlichen Schwerpunkt der Fahrt, denn hier wurde – im Anschluss an die sehr kompetente Begleitung durch das ehemalige Konzentrationslager – die zuvor gemeinsam gestaltete Gedenkfeier durchgeführt. Nach dem Anzünden von Kerzen und dem Niederlegen von Rosen auf dem Davidsstern wurden die Texte und die Musik vorgetragen. Emotional berührt und sichtlich bewegt wurden den Jugendlichen ihre Verantwortung für den Umgang mit den Ereignissen der Vergangenheit und die daraus resultierenden Forderungen für die Gestaltung einer gemeinsamen friedlichen Zukunft bewusst.

Gedenkstätte Sachsenhausen: Gemeinsames GedenkenGedenkstätte Sachsenhausen: Gemeinsames GedenkenGedenkstätte Sachsenhausen: Gemeinsames Gedenken
Gedenkstätte Sachsenhausen: Gemeinsames Gedenken
Gedenkstätte Sachsenhausen: Gemeinsames GedenkenGedenkstätte Sachsenhausen: Gemeinsames Gedenken

Montag, 27. Oktober 2014

Das Programm fand mit der Begleitung durch die Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz seinen Abschluss. Nach dem Besuch der äußerst informativen Ausstellung, die von kompetenten Guides erläutert wurde, fand eine gemeinsame Reflexion statt. Die Jugendlichen erhielten die Gelegenheit, die Eindrücke über die besuchten Gedenkstätten zu schildern, über ihre dort ausgelösten Gefühle zu sprechen und über ihre Erfahrungen während des Austausches zu diskutieren. Deutlich wurde, dass alle die gemeinsam verbrachte Zeit als äußerst intensiv, lehrreich und für ihre Persönlichkeitsbildung als sehr gewinnbringend beurteilten. Mit großer Emotionalität sprachen sie vom bevorstehenden Abschied.

Haus der Wannseekonferenz: Gemeinsames NachdenkenHaus der Wannseekonferenz: Gemeinsames NachdenkenHaus der Wannseekonferenz: Gemeinsames Nachdenken

Nur wenige Stunden später fand dieser in der Nähe des Brandenburger Tors mit vielen herzlichen Umarmungen, tränenreich, dem Versprechen, in engem Kontakt zu bleiben, und dem Wunsch, sich sehr bald wiederzusehen, statt. Das Flugzeug zurück nach Tel Aviv startete um 22.35 Uhr...

Nun freuen sich 22 deutsche Jugendliche auf den Gegenbesuch in Nahariya, der für April 2015 geplant ist.

שלום ולהתראות